P-Seminare 2021/2022
- Schulleben aktiv mitgestalten – OStRin Goldberg, Biologie
- Back to Power?! – StR Kühl, Englisch
- Schule mit Courage – StR Anschütz, Geschichte/Sozialkunde
- Resilienz ist erlernbar – OStRin Zeller-Dittmer/StRin Katzenberger, Psychologie
W-Seminare 2020–2022
- From Aliens to Zombies: Unearthly creatures in novels and films – StDin Joachim, Englisch
- Diktaturen – OStR Pennekendorf, Geschichte
- Die Geschichte der Chemie – StRin Mühlfeld, Chemie
- Mathematik und Kunst – StD Goller, Mathematik
W-Seminare 2021–2023
- Gesundheit des Menschen (2 Seminare) – OStR Golnik und StRin Mühlfeld, Biologie
- Wahrheit oder Fiktion? Eine Auseinandersetzung mit Biopics – OStRin Günther, Deutsch
- Historische und aktuelle Prozesse im orientalischen Kulturraum – OStR Ländner, Geographie
- Sterben, Tod, Auferstehung – StRin Remenyi, Kath. Religion
Zofia Malczyk
„Ein Mann erschießt in Anwesenheit eines anderen Mannes auf offener Straße eine junge Frau. Er feuert einen oder mehrere Schüsse ab. Nach einer Version des Tathergangs zielt er dabei einmal direkt in den Bauch der Frau.
Die Frau ist unbewaffnet, ca. 18 Jahre alt und zum dritten Mal in ihrem Leben schwanger.
Die Tat ereignet sich in Schweinfurt am Nachmittag des 21. März 1945 in der Nähe des Städtischen Krankenhauses.
Hierhin haben die beiden Männer die Frau geführt, um sie zu erschießen.
Die Männer sind Kriminalbeamte. Jakob Ottmann, der Schütze ist 39 Jahre alt und als Kriminalsekretär bei der Kripo Schweinfurt hauptsächlich zuständig für Verbrechen wider das Leben und für schwere Diebstähle. Sein Kollege Ignaz Pokutta, 34 Jahre alt, ist ebenfalls als Kriminalsekretär bei derselben Dienststelle beschäftigt.
Die Frau ist Polin und Zwangsarbeiterin. Sie befand sich im Gewahrsam der Polizei. Man hatte sie verhaftet wegen – wie es hieß – fortgesetzten Weglaufens und Plünderungen.
Ihr Name: Zofia Malczyk.“
aus: Weisner, Christine: Zofia Malczyk – ein Leben. Verlag Rudolph & Enke, Eberthausen, 2007 (S. 5)
Mit einer Patenschaft für das Denkmal in der Gustav-Adolf-Straße, welches auf die schreckliche Tat hinweisen soll, bemüht sich das Bayernkolleg zusammen mit der „Initiative gegen das Vergessen – Zwangsarbeit in Schweinfurt“ die historische Wahrheit um die fürchterlichen Verbrechen in der Zeit des Nationalsozialismus lebendig zu erhalten.
Hierzu werden Gedenkgänge organisiert, die von der Schule bis zum Denkmal verlaufen und von den Schülern und Lehrern des Bayernkollegs begangen werden.
Im Jahre 2015 kam es zu einem Kunstprojekt, in dem sich die Schüler von der Thematik inspirieren ließen und künstlerisch tätig wurden, was letztendlich in eine sehenswerte Ausstellung in den Gängen des Kollegs mündete, die auch der Öffentlichkeit zugänglich war.
Auch in Zukunft wird sich das Bayernkolleg mit zahlreichen Projekten dem kurzen Leben der Zofia Malczyk widmen, letztlich auch, um damit seiner historischen Verantwortung gerecht zu werden.
Schülerinnen und Schüler des Bayernkollegs erinnern jedes Jahr zusammen mit der „Initiative gegen das Vergessen“ an der Schicksal der jungen Zwangsarbeiterin und die Grausamkeit der faschistischen Diktatur. So fand auch in diesem Jahr wieder eine Gedenkveranstaltung am Ort des Denkmals für Zofia Malczyk statt, bei der unser Deutsch-, Geschichts-, Sozialkunde- und Ethiklehrer Ulf Pennekendorf, unsere Schülerin Miki Koch sowie die Sprecherin der Initiative gegen das Vergessen, Johanna Bonengel, bewegende Worte fanden.
E. F. I. (soziales Projekt 2005–2019)
E.F.I. (Education For India) nannte sich eine Arbeitsgruppe, die im Jahr 2005 von einer Handvoll Schülerinnen und Schülern sowie einer Lehrkraft gegründet wurde und bis 2019 als soziales Projekt des Bayernkollegs Schweinfurt bestand.
Bewegt von den Verheerungen der damaligen Tsunami-Flutkatastrophe, konfrontiert mit der Not in den betroffenen Ländern und aus dem Bewusstsein um unsere Verantwortung unseren Mitmenschen gegenüber, formierte sich die Gruppe mit dem Ziel, Jugendliche in Südindien zu unterstützen in ihrem Überlebenskampf gegen Armut und der daraus resultierenden Perspektivenlosigkeit.
Da Bildung einerseits die einzig realistische Entwicklungschance darstellt, andererseits aber teuer ist, hatte sich E.F.I. das Ziel gesetzt, jährlich einer gewissen Anzahl von Jugendlichen „Bildung zu spenden“ und deshalb eine Patenschaft für eine Schule zu übernehmen.
Zu diesem Zweck knüpfte die Gruppe Kontakte zum St. Anne’s Community College in Aralvaimozhy in der südindischen Diözese Kottar im Bundesstaat Tamil Nadu (einem der ärmsten Bundesstaaten Südindiens). Es handelte sich um eine noch sehr neue Bildungseinrichtung, die im Juni 2005 vom katholischen Orden der St. Anne’s Schwestern gegründet und eröffnet wurde. In einjährigen Kursen wurde bedürftigen jungen Menschen, allen voran Opfern der Tsunami-Flutkatastrophe, durch Weiterbildung geholfen, ihre Chancen für den Arbeitsmarkt zu erhöhen.
Der Beitrag der E.F.I.-Gruppe bestand darin, für eine gewisse Anzahl von Jugendlichen deren Kosten für die einjährigen Kurse an der obengenannten Partnerschule zu übernehmen (Schulgebühren, Kosten für Internatsunterbringung, Verpflegung usw.). Auf diese Weise ermöglichte die E.F.I.-Gruppe seit ihrem Bestehen über 40 Schülern und Schülerinnen den Schulbesuch und verbesserte damit deren Chancen auf dem Arbeitsmarkt.
Später wurde die Schule umstrukturiert zur allgemeinbildenden St. Anne’s Matriculation School, in der nun auch schon Kindergarten- und Grundschulkinder gefördert werden. Trotz der vergleichsweise niedrigen Schulgebühren gibt es viele Familien, die dieses Geld nicht aufbringen können. Hier war die Untersützung von E.F.I. gefragt, v. a. da zu den Schulgebühren noch weitere Kosten für die Schuluniformen, Unterrichtsmaterial usw. kommen.
Aber woher nahm E.F.I. die finanziellen Mittel?
Die E.F.I.-Gruppe, die letztlich aus der rekordverdächtigen Anzahl von 52 Schülerinnen und Schülern sowie aus vier Lehrkräften bestand, traf sich regelmäßig und versuchte, durch verschiedene Aktionen Geld zu sammeln, um diese Unterstützung bewerkstelligen zu können.
Der Apfelverkauf in den Pausen und die Bücherbasare zu Weihnachten und Ostern waren legendär. Dass es außer den Büchern immer auch noch diverse Leckereien gab, hatte sich herumgesprochen.
Schließlich war die E.F.I.-Gruppe auch während der Musicalabende präsent, indem sie jeweils die Sektbar und den Snackverkauf betreute.
Im Juli 2006 war eine kleine Delegation der E.F.I.-Gruppe zu einem Besuch nach Südindien. Im Frühjahr 2007 gab es im Bayernkolleg einen interessanten und kurzweiligen Bericht von dieser Reise mit indischen Spezialitäten, Musik und farbenprächtigen indischen Gewändern. Im Schuljahr 2009/10 wurde die Fotoausstellung „Schulkinder in Indien“ eröffnet. Alle Aufnahmen stammen von Mitgliedern der E.F.I.-Gruppe bzw. des E.F.I.-Vereins. Ein Teil der Bilder, die einen überaus farbigen Einblick in den indischen Schulalltag geben, ist als Dauerausstellung noch immer im Schulhaus zu besichtigen.
Intern hatte sich in der E.F.I.-Gruppe bereits mehrmals eine personelle „Runderneuerung“ ergeben. Die Gründungsmitglieder und diverse Nachfolger hatten längst ihr Abitur gemacht und das Kolleg verlassen. Damit sie auch weiterhin die Möglichkeit hatten, diesem Projekt, das ihnen doch sehr am Herzen liegt, verbunden zu bleiben, wurde der gemeinnützige E.F.I.-Verein e. V. gegründet, der auch Spendenquittungen ausstellen konnte. Die Mitgliedschaft im Verein war kostenfrei, aber freiwillige Spenden von Mitgliedern, Bekannten und Verwandten, die immer wieder eingingen, wurden selbstverständliche gerne angenommen und dem gemeinnützigen Zweck zugeführt.
E.F.I. – das war lange Zeit mehr als eine Arbeitsgruppe: Es war ein fester und wichtiger Bestandteil des Schullebens am Bayernkolleg.
siehe auch:
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