Die Fachschaft Geographie:
- Michael Goll (Fachschaftsleiter)
- Nicole Küllmer
- Markus Ländner
Geographieunterricht am Bayernkolleg
Arbeiten mit Globus und Karte, die Welt entdecken wie sie ist, Zusammenhänge begreifen und aktuelle Probleme (Klimawandel, Naturkatastrophen, Flüchtlingsströme etc. ) diskutieren – das ist Geographieunterricht, der Spaß macht.
Geographische Sachverhalte aus Texten, Schaubildern, kurzen Animationsfilmen oder durch Lehrervortrag und Unterrichtsgespräche zu lernen, ist die eine Methode, diese Sachverhalte durch eigene Anschauung vor Ort zu verstehen und zu erfahren, die andere Möglichkeit. Beide Varianten ergeben einen anschaulichen und nachhaltigen Geographieunterricht. Deshalb ist es uns Geographielehrerinnen und -lehrern immer wichtig, in jedem Schuljahr Unterrichtsgänge und Exkursionen durchzuführen, die den Unterrichtsstoff in idealer Weise ergänzen können. Dass wir mit unserer Exkursion ins Nördlinger Ries genau das erreicht haben, schildert der nachfolgende Schülerbericht.
Atlas vs. Realität – Geographieexkursion der K III ins Nördlinger Ries
Unter der Führung von Frau Gebhardt-Gögercin und Herrn Ländner wurde zunächst das Rieskratermuseum in Nördlingen besichtigt. In den verschiedenen Museumsräumen wurde uns auf ganz vielfältige Art und Weise die Entstehung von Einschlagskratern sowie deren planetologische Hintergründe geschildert. Anhand von Computersimulationen, Schaubildern und Anschauungsstücken wurden die interessierten Schüler/innen an die Materie herangeführt. Etwas ganz Besonderes hierbei war das ausgestellte Mondgestein aus der amerikanischen Mondlandungsmission, welches der Aussage unseres Museumsführers nach „mit keinem Geld der Welt“ zu bezahlen sei.
Trotz intensiver Recherchen seitens unserer Lehrkraft bezüglich des örtlichen Klimas (Vielen Dank für den leider völlig sinnlosen Aushang!), das anstatt der versprochenen ariden Bedingungen relativ humide Seiten zeigte, erkundeten wir anschließend die auf beeindruckende Weise kreisrund gebaute Innenstadt Nördlingens. Eine Besichtigung des Kraterrandes selbst und ein darauf folgender Besuch eines Steinbruches, bei dem wir uns wie echte Geographen auf die Suche nach Relikten aus vergangener Zeit machten und z. T. auch fündig wurden, folgten. Trotz des kontinuierlich schlechter werdenden Wetters ließen wir es uns nicht nehmen, zum Abschluss des gelungenen Tages, einige Höhlen zu erforschen.
Wieder einmal hat sich durch diese Exkursion gezeigt, dass es für ein Fach wie Geographie, abgesehen von der Arbeit mit den Atlanten (in denen eh alles steht), unerlässlich ist, auch einmal seinen Allerwertesten hochzukriegen und sich die ganze Sache live anzusehen, denn: Geographie = Natur – Atlas!
Alexander Reinhardt, Lisa Knaup (K IIIa)
Nachhaltiger Tourismus
„Tourismus zerstört Kulturen. Die Hosen, die Sie alle im Saal tragen, sind auch nur eine Nachahmung der American blue jeans.“ Solche und ähnliche Aussagen, die zu einer möglichen Verhaltensänderung anregen sollten, bekamen die Schüler des Bayernkollegs am 20.10.2017 während einer von der Fachschaft Geographie organisierten Veranstaltung zu hören.
Dr. Hellmer Vogel, Diplom-Geograph und an der Universität Würzburg am Lehrstuhl für die Didaktik der Geographie tätig, sowie Dr. Bernd Schmitt, ebenfalls Diplom-Geograph und Mitarbeiter der Stadt Würzburg (1975 legte Dr. Schmitt das Abitur am Bayernkolleg ab), stellten den Schülern der K II und K III im Rahmen der vom Kultusministerium beworbenen „Woche der Nachhaltigkeit und Gesundheit“ unter anderem das Projekt „nachhaltiger Tourismus“ vor. Als nachhaltigen Tourismus bezeichnet man die Art von Tourismus, die unter Berücksichtigung ökologischer, sozialer und wirtschaftlicher Aspekte das Reisen ermöglicht, ohne dass sich die Einwohner des bereisten Landes gestört fühlen, aber von dem Tourismus selbst profitieren können. „Tourismus (zer)stört fast immer“, so Dr. Vogel, „ein chinesischer Bauer hat nichts davon, wenn irgendwelche Leute mal eben so mit Kameras vorbeikommen, sie stören vielmehr.“ Der Tourist hat ein Bild des traditionellen Einwohners im Kopf, das er nur ungern aufgeben möchte. „Der Tourist will den halbnackten Wilden sehen“, spitzt Dr. Vogel zu, „und er ist enttäuscht, wenn er plötzlich über Afrikaner in Zivilkleidung stolpert.“ Oft haben Touristen daher die Einwohner darum gebeten, „mal eben kurz das T-Shirt für ein Foto hochzuheben.“ Aber diesen für uns enormen Eingriff in die Privatsphäre empfinden interessanterweise nicht alle Afrikaner als verletzend: Schnell hat man gemerkt, dass das Entblößen seines Körpers, das Schauspiel zivilisierter Menschen, die für einige Augenblicke in die Fußstapfen ihrer Vorfahren treten, einen finanziellen Profit für die jeweiligen Dörfer bringen würde. So haben sich beispielsweise in Namibia die „Local Tour Guides“, die zusammen mit den Einwohnern das Konzept der „demonstrating villages“ erstellt haben, etabliert: Die „demonstrating villages“ sind speziell hergerichtete Dörfer, die die Touristenführer den Reisenden vorstellen, wo sie auf entsprechend gekleidete Einwohner treffen, die für den Touristen traditionell tanzen, also ihm ein Leben früherer Zeiten vorspielen. Dies hat zwei Vorteile: Den unzureichend entwickelten Dörfern wird finanziell geholfen, indem sie selbst aktiv für ein Einkommen sorgen und so von finanzieller Unterstützung unabhängig werden. Dazu erhält der Tourist das, was er möchte, nämlich „den halbnackten Wilden.“
„Wir helfen dort, wo wir gefragt werden“, so Dr. Schmitt. Aber nachhaltiger Tourismus heißt nicht nur, auf die Bedürfnisse der Bevölkerung, sondern auch auf die Umwelt zu achten. Muranza ist eine alte Stadt aus der deutschen Kolonialzeit Ende des 19., Anfang des 20. Jahrhunderts. Zwischen Würzburg und Muranza besteht seit 51 Jahren eine Städtepartnerschaft. Zurzeit betreut Dr. Schmitt ein Projekt, das die Versorgung mit Energie durch Solaranlagen auf den Dächern der Häuser vorsieht. „Das ist ideal, da Muranza in der Nähe des Äquators liegt.“ Ein weiteres Projekt betrifft die Lampen der Fischer am Viktoriasee, die nun durch Solarlampen entsetzt würden. Das Kerosin in den Lampen sei zu teuer; dagegen könnten die Lampen zur Hälfte des Kerosinpreises vermietet werden und würden höhere Fangerträge versprechen. Gefördert wird das Projekt vom Bundesumweltministerium, das 35.000 Euro zur Verfügung stellt. Aber auch wir könnten etwas zur Nachhaltigkeit beitragen, so Dr. Hellmer: „Anstatt einen Wein aus Italien zu kaufen, kann man auch einmal den Wein vor Ort probieren. Der schmeckt sicher genauso gut.“ Dasselbe gilt für andere regionale Produkte, die oftmals auch günstiger seien. Denn eine Mango, Papaya oder Passionsfrucht ist im Winter nicht nur sehr teuer, sondern belastet durch den Transport ebenfalls die Umwelt.